Orchesterporträt
Von den Anfängen bis zur Gegenwart
Das musikkulturelle Leben der Stadt Gotha ist, ausgehend vom Gründungsjahr 1651 der „Herzoglichen Hofkapelle Gotha“ bis zur Auflösung aller deutschen Herzogtümer im Jahr 1918, geprägt vom Wirken namhafter Komponisten und Hofkapellmeister. Die kontinuierliche Existenz eines solchen Klangkörpers ermöglichte vom Barock bis in die Zeit der Moderne das Wachsen einer lebendigen Musiktradition, die der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach Verpflichtung und Inspiration zugleich ist. Neben der Gothaer Hofkapelle prägte auch Johann Sebastian Bach die künstlerische Identität der heutigen Thüringen Philharmonie – er wurde in Eisenach geboren und in der dort angesiedelten Georgenkirche getauft. 1672 gründete auch Herzog Johann Georg I. von Sachsen-Eisenach eine Hofkapelle, an der der Komponist Georg Philipp Telemann als Konzertmeister wirkte. 1836 wurde der „Eisenacher Musikverein“ ins Leben gerufen, dessen wichtigster Verdienst es war, die Musik der damals zeitgenössischen Komposition zu fördern. Die über Jahrhunderte währende Eisenacher Tradition der bürgerlichen Kulturförderung gipfelte in der kommunalen Orchesterneugründung 1919 als „Stadtorchester Eisenach“.
Diese beiden traditionsreichen Orchesterlinien sind in das identitäre Bewusstsein der im Jahre 2017 fusionierten Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach übergegangen – darauf aufbauend kann die künstlerische Exzellenz des Klangkörpers wegweisend in die Zukunft geführt werden. Entsprechend vielseitig ist das Repertoire der Musikerinnen und Musiker, das sich von den Anfängen des Barocks über die Wiener Klassik und Romantik bis hin zur zeitgenössischen Moderne erstreckt. An beiden Standorten sieht sich das Orchester vor der abwechslungsreichen Aufgabe, neben anspruchsvoller Konzerttätigkeit mit renommierten Solistinnen und Solisten auch Ballettproduktionen zu begleiten sowie im kammermusikalischen Bereich zu wirken.
Zum Profil der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach gehört neben dem Fokus auf die „Neue Musik“ auch die sinfonische Orchesterliteratur vorangegangener Epochen. Die im Jahr 2020 entstandene Reihe „Barock ImPuls“ wird auch in dieser Spielzeit mit mehreren besonderen Konzertprojekten
fortgesetzt. „Barock ImPuls“ beeindruckt durch die Auftritte von exzellenten Spezialistinnen und Spezialisten auf dem Gebiet der historisch informierten
Aufführungspraxis. In der Saison 2022/23 wird das Barockorchester der Thüringen Philharmonie mit namhaften Gästen wie Midori Seiler, Valer Sabadus, Maurice Steger und Michael Hofstetter zu erleben sein.
Ein besonderes Augenmerk legt die Thüringen Philharmonie auf die Ansprache des jungen Publikums – dies belegen nicht nur die zahlreichen Kinder-, Jugend- und Familienkonzerte, sondern auch die beliebten Instrumental-Workshops und Aufführungsbesuche an Schulen. Mit diesem Ansatz erklären sich auch die regelmäßigen Proben für Dirigier- und Kompositionsstudentinnen und -studenten, wobei hier eine langjährige Zusammenarbeit mit der Weimarer Hochschule für Musik FRANZ LISZT wie auch mit dem Landesmusikrat Thüringen zu verzeichnen ist. Zu den wichtigsten Bestandteilen des Konzertprogramms gehören auch die „Philharmonischen Konzerte an besonderen Orten“, gemeinsame Konzert-Projekte, die mit Kooperationspartnern aus dem Wartburgkreis und dem Landkreis Gotha realisiert werden. Ziel dieser regionalen Zusammenarbeit ist es, Menschen im musikalischen Rahmen sowie an imposanten wie geschichtsträchtigen Spielstätten zusammenzuführen. Durch diese einzigartigen Konzerte schafft die Thüringen Philharmonie für das Publikum zahlreiche Anreize, gemeinsam mit dem Orchester an die besonderen Orte Thüringens zu reisen und dadurch die Vielfalt der
Musik zu erleben.
Den wohlklingenden Ruf Thüringens als Heimat der klassischen Musik zu bewahren und in die Welt hinauszutragen, ist den Musikerinnen und Musikern der Philharmonie sowohl künstlerischer Anspruch als auch ehrenvolle Verpflichtung.